Antrag der Fraktion: Blühendes Olching

Unsere Fraktion beantragt, ab der kommenden Vegetationsperiode an geeigneten Teilabschnitten (siehe unten) das routinemäßige Mähen des Straßenbegleitgrüns einzustellen und auf zwei- bis maximal viermaliges Mähen pro Jahr umzustellen. Das Mähgut soll abgeräumt werden. Entsprechende Mähpläne für diese Flächen sind zu erstellen.

Alternativ oder parallel sollen zunächst auf Probeflächen in der Praxis erprobte Saatgutmischungen (Mössinger Sommer) ausgebracht werden.

Nachdem der Gemeinderat auf Antrag der GRÜNEN im Herbst 2004 beschlossen hat,

an geeigneten Stellen –  insbesondere bei Neuanlagen von Straßenbegleitgrün – die für Schnittrasen vorgesehenen Flächen mit pflegeleichten Wildkräuter-/Blumenwiesenmischungen einzusäen,

sind in den vergangenen Jahren diesbezüglich vereinzelt Versuche (Zwickel Rebhuhn-/Münchnerstr., Mittelinsel Kreisel Münchner-/von-Guttenbergstr.) durchgeführt worden. Während die Aussaat einer Gartenblumenmischung (Rebhuhnstr.) uns einmalig eine bunte Blütenpracht bescherte, über die es reichlich positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung gab, scheiterte eine Aussaat auf der Mittelinsel des neu angelegten Kreisels an der Münchner-/von-Guttenbergstr., worauf wohl zahlreiche Beschwerden eingingen.

Entlang der Tuchola- und Ascherbachstr. wurde zwischen Rad-/Fußweg und Straße ebenso wie auf dem mit Bäumen bestandenen Grünstreifen zwischen Radlweg und den angrenzenden Feldern der übliche Schnittrasen angelegt, der während der Vegetationszeit in kurzen Intervallen entsprechend geschoren wird.

Auf positive Resonanz ist die Anlage der Blumenwiese im neuen Teil des Schwaigangers gestoßen.

Im vergangenen Sommer flogen im August keine Bienen, weil sie keine Nahrungsquellen, also Blüten, mehr vorfanden. Die Imker mussten diesen Sommer ihre Bienenvölker vor dem Aushungern retten und füttern. Während die Honigbienen in der Regel vom Menschen versorgt werden, finden Wildbienen – alle Arten sind nach der Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt – keine Nahrung und verhungern, worunter natürlich auch die Brut leidet. Insbesondere Wildbienen sind auf den Erhalt ihrer Lebensräume – spezifisches Nahrungsangebot und Nistgelegenheiten – angewiesen.  Auch Kleinlebensräume wie blütenreiche Feldraine und zweischürige, nicht oder nur mäßig gedüngte Grünlandflächen sind für die Erhaltung der Wildbienen von Bedeutung. Sowohl Wild- als auch Honigbienen sind für viele Kulturpflanzen Hauptbestäuber, bei deren Ausbleiben die Ernte ausbleibt – es sei denn, es wird manuell bestäubt (was in China regional bereits großflächig durchgeführt werden muss).

Das Straßenbegleitgrün vieler Olchinger Straßen, insbesondere an Verbindungswegen zwischen den einzelnen Ortsteilen, die keine urbane Struktur aufweisen (jeweils Teilabschnitte von Dachauer-, Schul-, Münchner-, Roggensteiner-, Schlossstraße) wäre geeignet, diese Kleinlebensräume vorzuhalten, auf denen auch andere Nektarsuchende Insekten Nahrung finden würden. Eine einfache Möglichkeit, sukzessive vielfältige, blütenreiche Grünstreifen zu etablieren, ist der Verzicht auf ständiges Mähen. Dadurch kommen Wildblumen zum Blühen und können Nektarsuchenden Insekten als Nahrungsquelle dienen. In einem nur zwei- bis viermal jährlich gemähten Rasen kommen zumindest Gänseblümchen, Günsel, Hahnenfuß, Gundelrebe, Weißklee, Löwenzahn und/oder Ehrenpreis zum Blühen. Vorausgesetzt, das Mähgut wird abgeräumt, siedeln sich im Laufe der Jahre an mageren, ungedüngten Standorten weitere Wildblumen und –kräuter an. Diese Methode ist ein kostengünstiger Weg, von den monotonen, aus biologischer Sicht nahezu toten Grünstreifen weg, hin zu vielfältigen, bunten und lebendigen Straßen- und Wegrändern zu gelangen.

Weitere Informationen und Handlungsempfehlungen zur Schaffung von mehr Blütenreichtum für Nektarsuchende Insekten sind auch beim Netzwerk Blühende Landschaft (www.bluehende-landschaft.de) zu finden, siehe Anlage zu diesem Antrag  „Öffentliche Flächen“.

Hinweisen wollen wir an dieser Stelle auch auf die Blumenstadt Mössingen (www.moessingen.de): bereits seit 1992 sät die Stadt Mössingen auf ihren öffentlichen Grünflächen und Straßenrändern mit großem Erfolg Sommerblumen an. Es wurden spezielle Saatgutmischungen („Mössinger Sommer“) entwickelt, die inzwischen nicht nur von der Stadt verwendet werden, sondern u.a. auch bei anderen Kommunen beliebt sind. Diese Ansaaten bieten auch innerorts ansprechende Gestaltungsmöglichkeiten. Detaillierte Untersuchungen auf Referenzflächen ergaben, dass Blumenwiesen – ausgenommen der Besonderheit Trockenrasen – auch als Straßenbegleitgrün die kostengünstigere Variante gegenüber der herkömmlichen Bewirtschaftung darstellen.

Wir bitten um Unterstützung des vorgebrachten Anliegens – für eine nachhaltige Entwicklung unserer natürlichen Grundlagen und ganz nebenbei zur Ausgabenreduzierung im Bereich Grünflächenunterhalt.

Nachtrag:

Am 09.12.2009 hat der Ausschuß für Ortsentwicklung, Umwelt und Verkehr (OUVA) einstimmig beschlossen, dass an folgenden Straßenabschnitten in Ortsrandlage/Außenbereich auf zwei- bis maximal viermaliges Mähen pro Jahr umgestellt wird: *Ludwigstraße zwischen Ortsrand Schwaigfeld und Einmündung Ascherbachstraße * Ascherbachstraße zwischen Ortsrand und Abzweigung zur Ludwig-/Tucholastraße * Tucholastraße * Gröbenzellerstraße zwischen Gut Graßlfing und Feuerwache Geiselbullach * Dachauer Straße zwischen Ortsrand Geiselbullach und (gesperrter) Einmündung zur B 471 * Marienweg zwischen Gut Graßlfing und Abzweig J.-Kistler-Weg * Schulstraße zwischen Abzweig Marienweg und Kreisel.

Außerdem sollen auf neu angelegten Straßenbegleitgrünflächen spezielle blütenreiche Saatgutmischungen ausgebracht werden. Dies soll künftig bereits bei der Ausschreibung der Straßenbauvorhaben berücksichtigt werden.

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