Junge Menschen braucht das Land

Beim Thema Migration hören wir oft, dass das Land, die Gesellschaft, wir alle überfordert seien. Sind wir in Olching überfordert? Aktuell sind in unserer Stadt rund 420 geflüchtete Menschen aus 30 Nationen untergebracht. Darunter knapp 140 Kinder und Jugendliche. Sie gehen in Olchinger Kindergärten und Grundschulen, besuchen weiterführende Schulen, machen eine Ausbildung oder haben diese bereits erfolgreich abgeschlossen. Viele der jungen Erwachsenen sind in Arbeit – einige von ihnen auch dank des neuen Chancenaufenthaltsgesetzes.

Die Stimmung sei gekippt, heißt es öfters.Nach den großen Wellen der Hilfsbereitschaft 2015 und 2022 hat das Engagement für Geflüchtete zwar nachgelassen; manche Ehrenamtliche sind frustriert von den Behörden und geben auf. In Olching fanden sich dennoch im Herbst 2023 ein gutes Dutzend neue Freiwillige, die Schulkindern regelmäßig bei den Hausaufgaben helfen oder mit Jugendlichen Deutsch üben.  

Jedes Kind, das auf seinem Weg durch unser Schul- und Ausbildungssystem Unterstützung bekommt und Erfolg hat, wird einmal zum Erhalt unseres Wohlstands und unserer Renten beitragen. „Dem Reden über Migrationsängste sollte die Aufklärung über den demografischen Wandel entgegengesetzt werden und warum das Land, will es ökonomisch erfolgreich bleiben, Zuwanderung braucht“, schrieb zum Jahreswechsel die Autorin Jagoda Marinić in der SZ. Dem Fach- und Arbeitskräftemangel zum Trotz wird dennoch besonders in Bayern verstärkt abgeschoben – auch Menschen, die in Arbeit oder Ausbildung sind, auch Familien mit Kindern. Unsere alternde Gesellschaft braucht aber junge Menschen. Die Haupt- und Ehrenamtlichen, die mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen arbeiten, wissen: Jedes Kind zählt, egal woher es kommt.

Christiane Tupac-Yupanqui

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