Rückblick auf die Veranstaltung mit Toni Hofreiter / Pressemitteilung

Mobilität neu denken – Toni Hofreiter besuchte Olching

Dr. Toni Hofreiter, Mitglied des Deutschen Bundestages und des Kreistages München Land, besuchte Olching. Vor rund 30 interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern, die trotz der enormen sommerlichen Hitze den Weg ins Cantina fanden, hat er einen neuen Blick auf Mobilität gewiesen.

Nur 50 % der Bevölkerung sind motorisiert und doch wird überwiegend in Straßen für Autos investiert, wenn die Mobilität verbessert werden soll. Mobilität findet aber auch statt, wenn man zu Fuß zum Bäcker geht oder besser gesagt gehen kann, nämlich weil der Bäcker in erreichbarer Nähe ist. Wenn die Infrastruktur einer Kommune aber auf die Benutzung des Autos ausgerichtet ist, darf man sich über den entstehenden Verkehr nicht wundern. Leider wird Verkehrspolitik offenbar nicht von FußgängerInnen, RadfahrerInnen oder BenutzerInnen des öffentlichen Nahverkehrs gemacht. Darüber darf man sich einfach nicht selbst belügen. Verkehrspolitik wird überwiegend von Männern gemacht, die sich ein Leben ohne (großes) Auto gar nicht vorstellen können

Auch mit den Umgehungsstraßen musste der Referent hart ins Gericht gehen. Zwischen 60 und 80 % der in den vergangenen Jahren realisierten Umgehungsstraßen kann man eigentlich als Misserfolg ansehen, denn sie brachten nicht die gewünschte Entlastung des innerörtlichen Verkehrs. Es wurde schlichtweg falsch geplant und sich nicht eingestanden, dass eben doch der meiste Verkehr von den im Ort lebenden Bürgern selbst produziert wurde. Der sogenannte Ziel- und Quellverkehr, der mitten in den Ort hineinführt oder aus dem Ort heraus, wird regelmäßig völlig unterschätzt. – Und das lässt sich sicher auf Olchinger Verhältnisse übertragen. – Toni Hofreiter empfiehlt, dass eine Umgehungsstraße mindestens 50 % des Autoverkehrs an den besonders belasteten Straßen vermindern sollte. Andernfalls wird von den Anwohnern keine Entlastung empfunden, sowohl was den Lärm angeht, als auch die Anzahl Autos. Vor diesem Hintergrund sollte sich Olching den Bau der Süd-West-Umgehung wohl lieber zwei Mal überlegen. Selbst kühnste Vorhersagen kommen auf keinen Fall auf diesen Wert. Aber warum sind Umgehungsstraßen so beliebt bei den Politikern? – Sie kosten die Kommune kein Geld, sie werden vom Bund oder (bei Staatsstraßen) vom Land bezahlt. – Da ist es doch egal, wenn es sich als Flop erweist.

Die Statistik zeigt, dass der Individualverkehr seit Jahren mehr oder weniger konstant bleibt. Prognosen, die massive Zuwächse zugrunde legen, spiegeln die Entwicklung offenbar nicht korrekt wider. Verkehrsgutachten werden „schöngerechnet“. Leider gibt es auch in dem Gutachten für die Süd-West-Umgehung in Olching eine solche Vorhersage.

Bei der nach dem Vortrag stattfindenden Diskussion, die sehr rege war, erstaunte Toni die Zuhörer und Zuhörerinnen mit der Aussage, dass neue Straßen nur scheinbar mehr Verkehr anziehen. Die Zeit, die wir für Mobilität aufwenden, bleibt allerdings konstant. Die Fahrzeit bleibt im Rahmen von 2 Stunden. Wenn man schneller von A nach B kommt, fährt man also nicht weniger, man fährt in der Regel weiter.

Die Zuhörerinnen und Zuhörer erlebten einen unterhaltsamen und äußerst informativen Abend mit dem Bundestagsabgeordneten.

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